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Seewärtige Massengutverkehre

Erstellt am: 12.09.2002 | Stand des Wissens: 12.06.2024
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn

Massengutverkehre machten in den letzten vier Jahrzehnten stabil 60-63 Prozent des Weltseeverkehrs aus. Ihr Anteil an der Transportleistung ging in diesem Zeitraum von circa 75 Prozent auf etwa 70 Prozent zurück, was einerseits die höhere mittlere Transportweite der Massengüter reflektiert und zum anderen auf die Veränderungen der Quelle-Senke-Beziehungen im internationalen Seeverkehr zurückzuführen ist.

Die Massengutverkehre umfassen [Stop09, S. 422]:
  • Flüssiggüter: Rohöl, Erdölprodukte, Flüssiggas, Chemikalien;
  • Major bulk (Schüttgüter): Eisenerz, Kohle, Getreide;
  • Minor bulk (Schüttgüter): Agribulk, Zucker, Dünger, Metall, Mineralien und weitere.
Darüber hinaus werden den Massengutverkehren teils auch die Massenstückgüter, wie z.B. Holz, Stahl, Pkw oder Papier, hinzugerechnet. Diese weisen zumeist die vier notwendigen Charakteristika für den Massenguttransport auf [Stop09, S. 420]:
  • Transport in vollen Schiffsladungen,
  • automatisierbarer Umschlag,
  • geringer Gutwert sowie
  • regelmäßiger Warenfluss.
Da die Transportgüter vor allem industrielle Rohstoffe sind, ist die Nachfrage nach Transportleistungen in hohem Maße konjunkturabhängig, mit daraus folgenden Schwankungen der Frachtraten und ausgeprägten Investitionszyklen. Im Jahr 2020 erlebte die Welt ein Ereignis, das zu ausgeprägten Einbrüchen der Transportnachfrage führte. Aufgrund der Corona-Pandemie schrumpfte das Volumen des internationalen Seehandels um 3,8 Prozent [UNMT22, S. 12]. Im darauffolgenden Jahr kam es jedoch zu einem Aufschwung, als sich die Weltwirtschaft zu erholen begann. Dieser Aufstieg war jedoch nicht einfach, denn durch die Unterbrechung der globalen Lieferketten kam es zu Engpässen in der weltweiten Produktion.
                   
    Entwicklung des seewartigen Welthandelsss.png
Abbildung 1: Entwicklung des seewärtigen Welthandels in Millionen Tonnen (eigene Darstellung nach [VSM20, S. 129], [VSM16, S.104], [VSM12, S.76],[VSM10, S.74], [VSM21, Seite 74], [VSM22, S. 121] und [VSM23a, S. 161]).

Die Entwicklung der Marktsegmente des Weltseeverkehrs vollzieht sich mit sehr verschiedenen Wachstumsraten. Der Bereich der Tankgüter wird mit der Erschöpfung der Erdölvorräte (Überschreiten des "peak oil") nur geringfügig wachsen, getragen von den Produkten und den Flüssiggasverkehren. Die Kohletransporte sind hingegen stark gekoppelt an den Eisenerzhandel. China hatte in der letzten Zeit den größten Einfluss auf den Schüttgüterbereich. Die Nachfrage stieg 2011 insbesondere durch den erhöhten Import von Eisenerz und Kohle zur Befriedigung des chinesischen Bedarfs [SSY12]. Nachdem die Nachfrage in China gesunken ist, wies zuletzt die Transportleistung von Flüssiggas das größte Wachstum auf.
Die eingesetzten Schiffe sind als technisch weitgehend ausgereift anzusehen. Nach dem sprunghaften Wachstum der Schiffsgrößen besonders in den 1970er Jahren konzentrierte sich die nachfolgende Entwicklung auf die Optimierung der Wirtschaftlichkeit und höhere Sicherheitsstandards.

Die Märkte im Massengutverkehr werden auch als Märkte der Trampschifffahrt bezeichnet, insbesondere im englischen Sprachraum. Sie sind als Wettbewerbsmärkte anzusehen. Zehn wesentliche Punkte charakterisieren "Tramp Shipping" und seine Märkte:
  • weltweite Wettbewerbsmärkte;
  • nahezu vollkommener, modellmäßiger Wettbewerb;
  • verschiedene Teilmärkte entsprechend den Kundenanforderungen;
  • Wettbewerb zwischen den Teilmärkten für Gutarten;
  • schwankende und nicht vorhersehbare Nachfrage;
  • viele Kleinunternehmen;
  • weltweiter Tonnageeinsatz;
  • einfacher Marktein- und austritt;
  • Kosteneffizienz;
  • Eingehen auf Marktentwicklungen und Verladerbedürfnisse
    [FeGI07, S.14].
Ansprechperson
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Seeschifffahrt (Stand des Wissens: 12.06.2024)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?11155
Literatur
[FeGI07] Sverre Bjørn Svenning, Fearnleys, Oslo, Frédéric Avierinos, Global Insight, Paris, Philip Wareham, Holman Fenwick & Willan, London Legal and Economic Analysis of Tramp Maritime Services, Oslo, 2007/02/22
[SSY12] SSY Simpson Spence & Young Coal, Steel / Iron Ore Outlook, veröffentlicht in International Bulk Journal, Ausgabe/Auflage 1, 2012
[Stop09] Stopford, Martin Maritime economics, Ausgabe/Auflage 3. Aufl., Routledge / London, New York, 2009/02/06
[UNMT22] United Nations Conference on Trade and Development COVID-19 AND MARITIME TRANSPORT, 2022/01/01
[VSM10] Verband für Schiffbau und Meerestechnik e. V. (Hrsg.) VSM Jahresbericht 2009, 2010
[VSM12] Verband für Schiffbau und Meerestechnik e. V. (Hrsg.) VSM Jahresbericht 2011, 2012
[VSM16] Verband für Schiffbau und Meerestechnik e. V. (Hrsg.) VSM Jahresbericht 2015/2016, 2016
[VSM20] Verband für Schiffbau und Meerestechnik e. V. (Hrsg.) VSM Jahresbericht 2019/2020, 2020
[VSM21] Verband für Schiffbau und Meerestechnik e. V. (Hrsg.) VSM Jahresbericht 2020/2021, 2021
[VSM22] Verband für Schiffbau und Meerestechnik e. V. (Hrsg.) VSM Jahresbericht 2021/2022, 2022
[VSM23a] Verband für Schiffbau und Meerestechnik e. V. (Hrsg.) VSM Jahresbericht 2022/2023, 2023/06/01
Weiterführende Literatur
[UNCTAD08] o.A. Review of Maritime Transport 2008, United Nations Publication, New York and Geneva, 2008/11/01, ISBN/ISSN 978-92-1-112758-4
Glossar
LPG = Liquified Petroleum Gas. Flüssiggas (Propan, Butan und deren Gemische) ist ein Kohlenwasserstoff, der unter relativ geringem Druck verflüssigt und dann nur etwa 1/260 seines gasförmigen Volumens einnimmt.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?8536

Gedruckt am Samstag, 21. September 2024 21:59:26