Vermittlung von Fahrgemeinschaften im Berufsverkehr
Erstellt am: 07.10.2003 | Stand des Wissens: 06.06.2019
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Bei der Vermittlung oder Zusammenführung von Fahrgemeinschaftsinteressenten werden verschiedene Wege und Medien eingesetzt:
- formlose Suche über schwarzes Brett/Aushang, Inserat [Reink94],
- Bereitstellung einer Kartei zum Austausch von Gesuchen und Angeboten [Reink94],
- Bereitstellung einer Software zum (kostenlosen) Austausch von Gesuchen und Angeboten (Fahrgemeinschaft.de),
- kostenpflichtige Vermittlung einzelner Fahrten über das Internet (BlaBlaCar.de),
- (kostenlose) Vermittlung von dauerhaften Fahrgemeinschaften (statische Vermittlung), zum Beispiel über Mobilitätszentralen [Reinke85, Reink94, RoMe99, move98a],
- tägliche (stündliche) Zusammenstellung von Fahrgemeinschaften aus einem festen Kreis von Personen(dynamische Fahrgemeinschaften) [BiFu00].
Statische Vermittlung
Die gebräuchlichste Organisationsform für Fahrgemeinschaften im Berufsverkehr ist die "statische" Vermittlung. Dabei werden Fahrgemeinschaften gebildet, bei denen ein langfristiges Bestehen geplant ist.
Der Vorteil dieser Vermittlungsform ist, dass sie in Form einer einmaligen Aktion stattfinden kann (gegebenenfalls periodisch wiederholt) und sich die Nutzer aneinander gewöhnen können.
Dynamische Vermittlung
Durch den Einsatz moderner Software ist es bei einem großen Fahrgemeinschaftspool möglich, kurzfristig Fahrgemeinschaften zusammenzustellen und zu wechseln. Vor allem für die Heimfahrt vom Arbeitsplatz können zum Beispiel stündlich Vermittlungen gerechnet und den Mitarbeitern elektronisch mitgeteilt werden.
Der Vorteil ist, dass hiermit spontane Änderungen der Heimfahrtzeit erfolgen können, ohne dass andere Mitfahrer betroffen werden oder man als Mitfahrer einen eigenen Aufwand betreiben muss [BiFu00].
Die Evaluierung des Erfolgs des Projekts "M21 FahrPLUS" (eine dynamische Fahrgemeinschaft-Vermittlung) ergab lediglich ein Verlagerungseffekt von 0,5 Prozentpunkten auf die Nutzung von Fahrgemeinschaften. Allerdings muss hierbei beachtet werden, dass am Standort Mercedes-Benz Technologie Center (MTC) eine hohe Affinität zum Pkw vorherrscht und durch die verzögerte Einführung der Fahrgemeinschaft-Förderung potenzielle Nutzer nicht mehr angesprochen wurden [Funk06, S. 223].
Als ein Beispiel für eine dynamische Fahrgemeinschaftsvermittlung kann das Unternehmen BlaBlaCar genannt werden.
Um einen besseren Effekt der dynamischen Vermittlung von Fahrgemeinschaften zu erzielen, werden folgende Vorschläge gemacht [Funk06, S. 231]:
- Optimierung des Online-Auftritts (Internetseite, Smartphone-App),
- ständige Serviceverfügbarkeit,
- personalisierte Buchung zur Minimierung des Organisationsaufwandes,
- bargeldlose Abrechnung,
- Erweiterung der Mobilitätsberatung für neue Mitarbeiter.
Folgende Bedingungen müssen für eine erfolgreiche Fahrgemeinschaft angeboten werden:
- hohe Trefferquote
- geringer Suchaufwand
- geringe Ermittlungskosten
- mehrere Zugänge für selben Vermittlungsplattform
- Sicherheitsmerkmale der gewählten Vermittlungsmethode
- Datenschutz [ETH11]