Interessenverbände als Akteure des Nichtmotorisierten Verkehrs
Erstellt am: 25.09.2003 | Stand des Wissens: 18.01.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH
Die Interessen des nichtmotorisierten Verkehrs (NMV) in Deutschland werden von zahlreichen Interessenverbänden vertreten. Allerdings ist die Lobby des NMV wesentlich schwächer einzuschätzen als die des Motorisierten Individualverkehrs (MIV, vertreten zum Beispiel durch den Allgemeinen Deutschen Automobil-Club e. V. (ADAC)) oder die des Öffentlichen Verkehrs (ÖV, zum Beispiel durch den Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV)).
Der Verkehrsclub Deutschland e. V. (VCD) und der UMKEHR e. V. setzen sich vor allem aus Gründen des Umweltschutzes für den Nichtmotorisierten Individualverkehr sowie für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ein. Der VCD steht für eine nachhaltige Mobilität und Verkehrspolitik, für eine "intelligente" Autonutzung und die Förderung des Nichtmotorisierten Individualverkehr und Öffentlichen Personennahverkehr. Politische Entscheidungen werden kommentiert und eigene Forderungen und Konzepte in die politischen Debatten eingebracht. Der UMKEHR e. V. unterstützt ebenfalls den Nichtmotorisierten Individualverkehr sowie den Öffentlichen Personennahverkehr und engagiert sich zudem für eine umfassende Bürgerbeteiligung an Verkehrsplanungen. Dazu unterstützt und berät er Bürger, Verkehrsvereinigungen, etc. bei ihren Bemühungen um einen menschen- und umweltgerechten Verkehr. Weitere Naturschutz- und Umweltverbände fördern den Nichtmotorisierten Individualverkehr [BMVBW98h; BMVBS07x].
Zu den Vereinen, die insbesondere im Zusammenhang mit der Verbesserung der Verkehrssicherheit im Bereich des Nichtmotorisierten Individualverkehr aktiv sind, zählen die Deutsche Verkehrswacht e. V. (DVW) und der ADAC [BMVBW98h; BMVBS07x].
Speziell für den Radverkehr engagiert sich vor allem der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC). Er setzt sich umfassend für die Belange der Radfahrer und die konsequente Förderung des Radverkehrs ein. Dies äußert sich unter anderem in der Erarbeitung und Publikation von Planungs- und Entwurfsempfehlungen in Zusammenarbeit mit anderen Verbänden sowie in der Ausrichtung von Fachtagungen und fahrradtechnischen Wettbewerben. Der ADFC fördert mit diversen Projekten und Aktionen die Verbesserung der Verkehrssicherheit für Radfahrer.
In vielen Städten beteiligen sich der ADFC, der VCD und lokale Interessenverbände an Radverkehrs-Arbeitsgruppen in Zusammenarbeit mit den kommunalen Verwaltungen. Vielfach werden von den Verbänden Planungsvorschläge für Radverkehrsnetze oder -anlagen entwickelt. Ferner entwickeln im Auftrag einzelner Länder oder Kommunen ADFC-Gruppen planerische Konzepte oder betreuen die Umsetzung unterschiedlicher Projekte (zum Beispiel touristisches Radfernwegenetz Mecklenburg-Vorpommern). Auf europäischer Ebene ist die European Cyclists' Federation (ECF) für den Radverkehr tätig. Auch der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) und der Verbund Selbstverwalteter Fahrradbetriebe e. V. (VSF) setzen sich für die Förderung des Radverkehrs ein, zudem gibt es zahlreiche lokale Interessengruppen [BMVBW98h; BMVBS07x].
Die Interessen von Fußgängern werden vor allem vom FUSS e. V., vom VCD sowie von regionalen Interessenverbänden vertreten. Der FUSS e. V. ist als "Fußgängerschutzverein" gegründet worden, um die Interessen der Fußgänger in Deutschland in der öffentlichen Diskussion zu vertreten. Als Fachverband wird er von den Bundesministerien als Fußgänger-Lobby in Diskussionsprozesse einbezogen. Außerdem werden auf kommunaler Ebene Projekte mit Modellcharakter umgesetzt. Ziel des Vereins ist es, das Zu Fuß gehen sicherer, gesünder, attraktiver und angenehmer zu gestalten und die enge Kooperation des Umweltverbundes zu stärken. Fußgänger sollen als zahlenmäßig sehr stark vertretene Verkehrsteilnehmergruppe stärker in die öffentliche Wahrnehmung gerückt werden.