Post- und KEP-Dienste
Erstellt am: 30.06.2023 | Stand des Wissens: 05.07.2023
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Die Deutsche Post setzt Lastenräder im Betriebsablauf bereits seit dem Jahr 1896 ein [VCD13a]. Im April 2021 waren etwa 27.000 Fahrräder für die Zustellung von Briefen im Einsatz, von denen etwa die Hälfte mit einer elektrischen Unterstützung ausgestattet waren.
Die Deutsche Post beförderte im Jahr 2021 etwa 14 Milliarden Briefe in Deutschland [DHL22a]. Darunter fallen Briefe bis zu einem Maximalgewicht von 1.000 Gramm. Für die Zustellung dieser wird eine übliche Tageslänge von 13 Kilometer mit circa 100 bis 200 Stopps zurückgelegt bei denen zwei- oder dreirädrige elektrische Lastenräder mit oder ohne Anhänger, sogenannte E-Bikes oder E-Trikes, eingesetzt werden [Wess13, RudC17, DHL21a].
Das Sendungsaufkommen im Post-Segment ist seit einigen Jahren rückläufig, während Kurier-, Express- und Paketdienste (KEP) zu dem am schnellsten wachsenden Segment im urbanen Güterverkehr zählen. Etwa 20 Prozent des städtischen Güterverkehrsaufkommens werden durch KEP-Verkehre verursacht [BIEK18] - mit zunehmender Tendenz. Geprägt sind KEP-Verkehre durch viele Zwischenstopps und ein hohes sowie kleinteiliges Sendungsaufkommen. Es wird erwartet, dass sich diese Entwicklung in Zukunft durch den stetig wachsenden Online-Handel fortsetzen wird. Auch das erhöhte Aufkommen von Retouren, welches sich im Zeitraum von 2018 bis 2021 um 89 Prozent erhöht hat und die steigende Nachfrage nach sogenannten Same Day Deliveries, der Zustellung am selben Tag, rücken Zustellkonzepte unter Einsatz von Lastenrädern in den Fokus [VCD22a , AsdB22].
Bei KEP-Diensten wird ein hohes Einsatzpotenzial von Lastenrädern gesehen, da aktuell rund 82 Prozent der Auslieferungsfahrten in Innenstädten mit Kastenwagen oder Sprintern durchgeführt werden [Leerk21]. Für die Evaluation des Einsatzpotenzials muss jedoch zwischen den einzelnen Segmenten unterschieden werden. Für Kurier- und Expressdienste mit innerstädtischen, kleinen und zeitkritischen Sendungen ist das Potenzial besonders hoch. Hierbei handelt es sich in der Regel um Business-to-Business (B2B)-Lieferungen, bei denen im Direktverkehr Gütern mit hohem Wert oder strengen Zeitvorgaben über kurze Transportdistanzen (selten über 100 Kilometer) befördert werden [RudC17]. Typischerweise werden elektrisch betriebener Lastenfahrräder eingesetzt, da schnelle Zustellungen nachgefragt werden.
Im Paketsegment sind Lastenräder für Sendungen mit geringem Volumen und Gewicht geeignet. Das Sendungsgewicht beträgt in diesem Segment maximal 31,5 Kilogramm. Diese Sendungsstruktur ist besonders charakteristisch im Business-to-Consumer (B2C)-Bereich [Assm19]. In der Regel werden Zustelltouren mit 80 bis 100 Stopps pro Tag bei einer durchschnittlichen Tagesfahrleistung von 50 bis 80 Kilometern durchgeführt [RudC17]. Bislang ist der Einsatz von Lastenrädern im Paketsegment jedoch aufgrund des hohen Sendungsaufkommens marginal. In der Regel werden mittelschwere Lkw mit einer Nutzlast von 3,5 oder 7,5 Tonnen eingesetzt.