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Umsetzung der autonomen Schifffahrt bei Containerschiffen

Erstellt am: 30.08.2020 | Stand des Wissens: 01.08.2024
Synthesebericht gehört zu:

Die Sicherheit eines Containerschiffes wird sowohl von dessen Betrieb und Besatzung als auch von dessen korrekt gesicherter und verstauter Ladung und gegebenenfalls Gefahrgutcontainern bestimmt. Insbesondere der Transport von Gefahrengutcontainern in der autonomen Schifffahrt stellt ein besonders Risiko dar, da mit einer personell reduzierten Mannschaft oder auf einem unbemannten Schiff nicht gleichermaßen auf Unfälle an Bord reagiert werden kann. Selbst wenn der Transport von Gefahrgütern auf unbemannten Schiffen oder Schiffen mit reduzierter Besatzung verboten wird, zeigen Unfalluntersuchungen, dass Gefahrgutcontainer in Einzelfällen nicht oder falsch deklariert wurden. So kann durch ein Verbot nicht zwangsläufig der Transport von Gefahrgut auf unbemannten oder teilbemannten Schiffen ausgeschlossen werden. Insbesondere ist eine Gefahreneindämmung bei der in kürzester Zeit ein Container aktiv geöffnet oder betreten werden muss, für unbemannte Schiffe bislang nicht möglich [Wrób17, S. 161162]. Daher und aufgrund der rechtlichen Situation untersuchen im Jahr 2019 verschiedene Forschungs- und Industrieprojekte die Umsetzung von autonom fahrenden Container-schiffen nur in küstennahen Gewässern. Hier kann ein Eingriff im Unglücksfall im Vergleich zum offenen Meer schneller und unmittelbarer erfolgen. Zusätzlich ist die Funkverbindung zur Leitstelle in küstennahen Gewässern im Gegensatz zum offenen Meer dauerhaft gegeben.

Das norwegische Feeder-Schiff Yara Birkeland soll das erste autonom fahrende, emissionsfreie Containerschiff werden und innerhalb eines Abstandes von zwölf Seemeilen zur Küste zwischen drei Häfen Südnorwegens verkehren [Skre18]. Erste Tests eines Modells der geplanten Großausführung verliefen erfolgreich [Kong2017]. Der Antrieb des Schiffes erfolgt durch Elektromotoren, die von einem Akku gespeist werden, es ist somit wartungsarm und emissionsfrei. Das Schiff soll jährlich 40.000 Lkw-Fahrten und deren Emissionen einsparen [Yara18]. Die Yara Birkeland absolvierte im März 2023 ihre erste autonome Fahrt von Yara Porsgrunn zu einem Containerterminal in Brevik unter menschlicher Aufsicht. Aus rechtlichen und sicherheitstechnischen Gründen wird das Schiff jedoch weiterhin mit einer Besatzung an Bord betrieben [YB23].
Ansprechperson
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Nutzen und Herausforderungen der autonomen Schifffahrt (Stand des Wissens: 01.08.2024)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?512542
Literatur
[ARD22a] Tagesschau Ohne Diesel und Kapitän an Bord, 2022
[Kong2017] Kongsberg Maritime (Hrsg.) Final design of 'Yara Birkeland' revealed - model commences testing at SINTEF, 2017
[Skre18] Asle Skredderberget Yara Birkeland - The first zero emission, autonomous ship, 2018
[Wrób17] Krzysztof Wróbel,, Jakub Montweka,, Pentti Kujala Towards the assessment of potential impact of unmanned vessels on maritime transportation safety, veröffentlicht in Reliability Engineering & System Safety, Ausgabe/Auflage 165, 2017
[Yara18] Yara International ASA (Hrsg.) YARA selects Norwegian shipbuilder VARD for zero-emission vessel Yara Birkeland, 2018/08/15
[YB23] Yara Knowledge Grows (Hrsg.) Yara Birkeland, two years on, 2024/04/28
Glossar
Lkw Lastkraftwagen (Lkw) sind Kraftfahrzeuge, die laut Richtlinie 1997/27/EG überwiegend oder sogar ausschließlich für die Beförderung von Gütern und Waren bestimmt sind. Oftmals handelt es sich dabei um Fahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse zwischen 3,5 und 12 Tonnen. In Einzelfällen kann die zulässige Gesamtmasse diese Werte jedoch auch unter- beziehungsweise überschreiten, sofern das Kriterium der Güterbeförderung gegeben ist. Lastkraftwagen können auch einen Anhänger ziehen.
Feederverkehr Unter „Feederverkehr” versteht man den Zubringer- bzw. Verteilverkehr, z.B. den straßenseitigen Vor- und Nachlauf im Kombinierten Verkehr Straße-Schiene. Ausgeprägte Feederverkehre finden sich in der Seeschifffahrt, in der die Hub-Häfen der interkontinentalen Verkehre über Feederlinien mit kleineren Schiffen ein größeres Einzugsgebiet erschließen
Seehafenterminal
In einem Containerterminal erfolgt der Umschlag von Containern, Wechselbehältern, Wechselbrücken oder Sattelaufliegern und ähnlichen Ladeeinheiten im Hafen. Weiterhin kann auch Projektgeschäft, z.B. übergroße Ladungen, umgeschlagen werden.
Zusätzlich zu den Containerterminals umfasst der Begriff des Seehafenterminals auch andere Ladungs- und Terminalarten, wie z.B. Massengutterminals oder Flüssiggutterminals.
Charakteristisch für Seehafenterminals ist die Anbindung an das Wasser und mindestens einen weiteren Verkehrsträger.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?512815

Gedruckt am Sonntag, 22. September 2024 08:41:22