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Vorgehen und Werkzeuge des Supply Chain Controlling

Erstellt am: 26.02.2015 | Stand des Wissens: 20.01.2025

Synthesebericht gehört zu:

Zur Unterstützung und Strukturierung des Vorgehens im Supply Chain Controlling existiert eine Vielzahl unterschiedlicher Werkzeuge (siehe Abbildung 1) [Wern14, S. 109-145, 151-155]. Ein verbreitetes Werkzeug stellt die unternehmensübergreifende Prozesskostenrechnung dar. Hierbei werden die unternehmensinternen Kosten- und Leistungsdaten zusammengefasst, um die Gesamteffizienz der Supply Chain zu bestimmen. Ein Ansatz in der Transportplanung ist beispielsweise das Supply Chain Costing, mit dessen Hilfe die Logistikkosten einer Supply Chain transparent dargestellt werden sollen. Außerdem sind im Rahmen der Prozesskostenrechnung Vergleiche der unternehmensinternen Daten mit denen der Supply Chain Partner anzustreben, dies wird auch als Prozessbenchmarking bezeichnet [Webe02, S. 85-97; WeBa02a, S. 52-62].

Ein weiteres Instrument stellt das Beziehungscontrolling dar, mithilfe dessen die Qualität der partnerschaftlichen Vertrauensbasis überwacht werden kann. Dieses ist durch drei Treiber geprägt: die Senkung der Opportunismusgefahr, die Erhöhung der gegenseitig wahrgenommenen Reputation und der Herstellung von zentralen, vertrauensfördernden Wertvorstellungen [WeWa07, S. 63-67]. Hinsichtlich der Supply Chain kann dies beispielsweise an der Loyalität der Supply Chain Partner bzw. der Einsatzbereitschaft für die Supply Chain dargestellt werden [Webe02, S. 85-97; WeBa02a, S. 52-62].

Instrumente des Supply Chain Controlling Abbildung 1: Ausgewählte Instrumente des Supply Chain Controllings (Eigene Darstellung in Anlehnung an [Wern14, S. 109-145, 151-155; Wern17, S. 425-499]) (Grafik zum Vergrößern bitte anklicken)
Kennzahlensysteme verknüpfen mehrere selektive Kennzahlen in Ursache-Wirkungs-Beziehungen und dienen als ein weiteres Werkzeug des Supply Chain Controllings. Mithilfe eines Vergleichs der Kennzahlen kann die unternehmensinterne, konkurrenzbezogene oder branchenübergreifende Wettbewerbspositionierung ermittelt werden. [Wern14, S. 11f.]. Die primär quantitative Bewertung von Unternehmensabläufen über traditionelle Kennzahlensysteme kann zu Fehlinterpretationen signifikanter Wirkungszusammenhänge führen, da diese Systeme ihren Blick in die Vergangenheit richten und weiche Einflussfaktoren vernachlässigen. Des Weiteren fehlt ihnen der Bezug zur verfolgten Unternehmensstrategie. Diese und weitere Schwachstellen traditioneller Kennzahlensysteme führten zur Entstehung von Performance-Measurement-Konzepten, die eine holistischere und zukunftsorientierte Sichtweise auf die Bewertung von Unternehmensleistungen ermöglichen. Hartmut Werner stellt in seinem Buch Kennzahlensysteme Performance Management Systemen gegenüber [Wer22, S. 46f.]:
Abb. 2: Gegenüberstellung von Kennzahlensystemen und Performance Management Systemen nach  [Wer22, S. 46f.] (Grafik zum Vergrößern bitte anklicken)
Bei der Balanced Scorecard handelt es sich ebenfalls um ein Kennzahlensystem, das Ursache-Wirkungs-Beziehungen darstellt. Es vereint eine Vielzahl von Perspektiven wie Finanzen, Prozesse, Kooperationsqualität und Kooperationsintensität. Bei der Überprüfung der Finanzen wird geklärt, ob die Implementierung einer bestimmten Supply Chain Strategie eine Ergebnisverbesserung zur Folge hat. Aus Prozessperspektive kann die unternehmensübergreifende Flussorientierung betrachtet werden (beispielsweise die Gesamtdurchlaufzeit). Die Kooperationsintensität spiegelt wider, wie sich die Zusammenarbeit entwickelt hat und wie stark sie zum Betrachtungszeitpunkt ausgeprägt ist. Die Quantität der ausgetauschten Informationen kann ebenfalls als Kennzahl Verwendung finden. Bei der Kooperationsqualität werden vor allem das Vertrauen und die Zufriedenheit gemessen. Bei der Umsetzung der Balanced Scorecard als Instrument des Supply Chain Controllings ist es jedoch erforderlich, einheitliche und unternehmensübergreifende Kennzahlen zu definieren. Dazu eignen sich das Supply Chain Operations Reference (SCOR) Modell und das Prozessmapping [KaNo92; Webe02, S. 85-97; WeBa02a, S. 52-62]. Das Hauptanliegen des Prozessmapping ist es, kritische Pfade und Prozesse zu identifizieren, Transparenz zwischen den Unternehmen zu schaffen, die Schnittstellen der Kooperation aufzuzeigen und ein einheitliches Verständnis über Begriffsdefinitionen und Abläufen zu schaffen [StOt03]. Ein geeignetes Hilfsmittel für das Prozessmapping kann das SCOR-Modell darstellen. Es ist ein weitverbreitetes Konzept, das einheitliche Definitionen für Prozesse anbietet und als Instrument zur Messung der Leistung einer Supply Chain dient. Um die Leistung einer Supply Chain auszudrücken, werden fünf Eigenschaften anhand der definierten Prozesse gemessen: Zuverlässigkeit, Flexibilität, Agilität, Kosten und Effizienz des Kapitalmanagements [SCOR10].
Ansprechperson
Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. Dr. h.c. W. Kersten
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Grundlagen des Supply Chain Management (Stand des Wissens: 09.06.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?439336
Literatur
[KaNo92] Kaplan, R.S., Norton, D.P. The balanced scorecard: measures that drive performance, 1992
[SCOR10] Supply Chain Council (Hrsg.) SCOR: Supply Chain Operations Reference Model - Version 10.0, The Supply Chain Council, Inc., 2010, ISBN/ISSN 0-615-20259-4
[StOt03] Stölzle, W., Otto, A. Supply Chain Controlling in Theorie und Praxis. Aktuelle Konzepte und Unternehmensbeispiele, Gabler, 2003
[WeBa02a] Weber, Jürgen , Bacher, Andreas , Groll, Marcus Der Einsatz der Prozesskostenrechnung als Controlling Instrument im Rahmen des Supply Chain Management - ein Stufenmodell, veröffentlicht in Logistik Management, Germa Press Verlag / Hamburg, 2002, ISBN/ISSN 1436-6231
[Webe02] Weber, Jürgen Instrumente des Supply Chain Controlling, veröffentlicht in Wissenschaftssymposium Logistik der BVL 2002, Huss-Verlag / München, 2002, ISBN/ISSN 3-931724-61-1
[Wern14] Werner, H. Kompakt Edition: Supply Chain Controlling - Grundlagen, Performance-Messung und Handlungsempfehlungen, Springer Fachmedien Wiesbaden, 2014, ISBN/ISSN 978-3-658-05621-6
[Wern17] Werner, Hartmut Supply Chain Management Grundlagen, Strategien, Instrumente und Controlling, Ausgabe/Auflage 6.Auflage, Springer Fachmedien Wiesbaden , 2017, Online-Referenz doi:10.1007/978-3-658-18384-4, ISBN/ISSN 978-3-658-18383-7
[WeWa07] Wente, M., Walther, J. Vertrauensbasiertes Beziehungscontrolling in Unternehmungsnetzwerken der Automobilindustrie, veröffentlicht in Die Automobilindustrie auf dem Weg zur globalen Netzwerkkompetenz - Effiziente und flexible Supply Chains erfolgreich gestalten, Springer, Berlin, Heidelberg, New York, 2007
Glossar
Supply Chain Als Supply Chain (Liefer- oder Wertschöpfungskette) bezeichnet man ein organisationsübergreifendes Netzwerk, welches als Gesamtsystem Güter für einen bestimmten Markt hervorbringt. Die heutigen Supply Chains sind aufgrund der Vielzahl von beteiligten Zulieferern, Dienstleistern und Kunden - die wiederum an anderen Supply Chains beteiligt sein können - sehr komplexe, interdependente Gebilde. Treffender müsste daher eine Supply Chain, aufgrund der häufig vorkommenden netzwerkartigen Struktur der zusammenarbeitenden Unternehmen, als "Supply Network" bezeichnet werden.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?444019

Gedruckt am Sonntag, 16. März 2025 12:58:43