On-Board Technik für Gefahrguttelematik-Anwendungen
Erstellt am: 25.11.2013 | Stand des Wissens: 03.04.2020
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
Bauhaus-Universität Weimar, Professur Verkehrssystemplanung, Prof. Dr.-Ing. Plank-Wiedenbeck
Damit die heutigen Ansprüche an Telematiksysteme zur Unterstützung des Transports gefährlicher Güter erfüllt werden können, ist die Implementierung von entsprechenden Endgeräten im Fahrzeug erforderlich. Die Kommunikationsdienste benötigen Empfänger-/Sendergeräte beziehungsweise setzen das Vorhandensein einer im Fahrzeug eingebauten Datenverarbeitungseinheit voraus. Diesewird im Allgemeinen als On-Board-Unit (OBU) bezeichnet.
Aufgrund der Notwendigkeit einer fehlerlosen und kontinuierlichen Arbeitsweise sowie einer benutzerfreundlichen Bedienung ist die OBU mit ihren komplexen Schnittstellen ein besonders sensibles System.
Die OBU besitzt eine eigene standardisierte digitale Identität mit einer entsprechenden Verschlüsselung, wobei standardisierte digitale Signaturen erzeugt und verifiziert werden. Sie kann über entsprechende Mobilfunknetze Internet Protocol (IP)-Verbindungen für den Datenaustausch aufbauen. Des Weiteren besitzt sie einen Konfigurationsbereich sowie ein offenes Kommunikationsinterface (zum Beispiel auf Basis "Wireless Local Area Network" (WLAN)) und ist in der Lage über ein "Global Navigation Satellite System" (GNSS)-Interface aktuelle Fahrzeugpositionen zu ermitteln. Entsprechend des Einsatzfalls kann ein geeignetes Interface zu dynamischen Ladungsinformationen (zum Beispiel Menge, Druck, Temperaturen) integriert sein [Albr12, S. 76].
Die Standardisierungsgruppe das Technisches Komitee (TC) 204 WG7 der "International Organization for Standardization" (ISO) hat speziell für den Straßenverkehr die ISO Norm 15638 (Framework for collaborative telematics applications for regulated commercial freight vehicles, TARV [ISO15638]) entwickelt. Die integrierten OBUs von ISO 15638 stützen sich auf die "Continuous Access for Land Mobiles" (CALM) Kommunikationsarchitektur. Die Grundlagen dieses ISO-Standards basieren auf dem australischen "Intelligent Access Programm" (IAP), welches für die Kompatibilität der verschiedenen, für die einzelnen Bundesstaaten Australiens notwendigen Anwendungen entwickelt wurde. Aufgrund einer ähnlichen Problematik in Europa wurde auf diesem Grundprinzip aufgesetzt. Durch die wachsende Anzahl verschiedener Telematik-Anwendungen, gibt es eine Vielzahl von On-Board-Systemen. Daher besteht gegenwärtig das Ziel, flexible und erweiterbare Schnittstellen-Plattformen in der On-Board-Unit zu implementieren [Albr12, S. 36].
Eine dieser Plattformen ermöglicht die Umsetzung des elektronischen Beförderungspapiers und den Austausch von Daten im Gefahrguttransport. Dieses besteht aus zwei unterschiedlichen Systemen, die als Trusted Partner (TP, deutsch: vertrauenswürdige Stelle) bezeichnet werden. Hierbei ist TP 2 der Frachtbefördernde und TP 1 die Plattform zur Bereitstellung digitalisierter Beförderungsdokumente. Auf diese Plattform kann weltweit und von allen authorisierten Akteuren zugegriffen werden. Es ist die Einrichtung einer Plattform je Mitgliedstaat geplant. Der Frachtbefördern (TP 2) gibt dann an, in welcher TP 1 die elektronischen Dokumente gespeichert werden. Dadurch entfällt die Übergabe der Dokumente in Papierform durch den Frachtführenden, wodurch der gesamte Prozess beschleunigt und vereinfacht wird. Zusätzlich besteht im Falle eine Notfalls die Möglichkeit, das Behörden und gegebenenfalls Rettungsdienste über TP 1 auf die Frachtpapiere zugreifen können [WKO19, star19]. Dieser Prozess ist nachfolgend dargestellt: