Bei der Erhebung einer Straßennutzungsgebühr stehen unter anderem die Möglichkeiten einer manuellen oder elektronischen Vignette, eines Kurzstreckenfunks (Dedicated Short Range Communication, DSRC) sowie satellitengestützte Mauterhebungssysteme zur Verfügung.

Bei der manuellen Vignette muss der Zahlungspflichtige vor Fahrtantritt eine Papiervignette erwerben und gut sichtbar im Fahrzeug anbringen. Diese Vignetten sind zum Beispiel an Tankstellen oder in Supermärkten erhältlich und gelten für einen festen Zeitraum (zum Beispiel eine Woche oder ein Jahr). Die manuelle Vignette ist die technisch einfachste Methode der Mauterhebung, da sie praktisch keine zusätzliche Infrastruktur oder Technologie erfordert. Zusätzlich ist der Anteil der Kosten für das Mautsystem an den Gesamteinnahmen vergleichsweise gering (circa acht Prozent in Österreich [BBHK05]). Allerdings erfordert die Kontrolle der Einhaltung einen wesentlich höheren (finanziellen und personellen) Aufwand als bei anderen Systemen. Auch kann die Fälschungssicherheit in letzter Konsequenz nicht komplett sichergestellt werden.

Auch die elektronische Vignette (Video License Plate Reading) muss vor Fahrtantritt, etwa online im Internet oder an Servicestellen (zum Beispiel Tankstellen) erworben werden. Durch den Erwerb der Vignette erwirbt der Nachfragende ein Nutzungsrecht für die Verkehrsinfrastruktur, das in einer zentralen Datenbank zusammen mit dem amtlichen Kennzeichen des Fahrzeugs und allen relevanten Fahrzeugdaten (zum Beispiel Achsanzahl) verschlüsselt gespeichert wird. Die Kontrolle erfolgt bei diesem System durch Kameras, die beim Passieren ein Bild des Fahrzeugs aufnehmen und die relevanten Daten, insbesondere das Kfz-Kennzeichen, mit den in der Datenbank gespeicherten Informationen abgleichen. Hat der Nachfragende die erforderlichen Nutzungsrechte erworben, wird der Datensatz gelöscht, andernfalls wird das Bild an eine Bußgeldstelle weitergeleitet und ein Bußgeldbescheid versandt. In Österreich wird die elektronische Vignette im online Vertrieb zum gleichen Preis wie die mechanische Vignette angeboten.

Für die Mauterhebung via Kurzstreckenfunk (Dedicated Short Range Communication) ist, im Gegensatz zu den zugangsbezogenen Erhebungsmethoden, der Einbau einer On-Board-Unit (OBU) nötig. Diese kommuniziert mit der straßenseitigen Infrastruktur des Mautsystems und speichert alle relevanten Daten (zum Beispiel Achsanzahl oder Schadstoffklasse). Beim Passieren einer, auf dem Mautportal angebrachten Empfangsstation, der sogenannten "DSRC-Bake", wird ein Zahlungsvorgang ausgelöst. Die fällige Mautgebühr wird dann entweder von einem Guthaben abgezogen (Pre-Pay-Verfahren) oder dem Fahrzeughalter in Rechnung gestellt (Post-Pay-Verfahren) [BHKW07]. Die Mautkontrolle erfolgt beim DSRC-System durch eine Kombination von mobilen Kontrollen und auf den Mautportalen angebrachten Kameras. Diese nehmen bei abgeschalteter oder nicht vorhandener OBU eines mautpflichtigen Fahrzeugs ein Bild des Kraftfahrzeug-Kennzeichens auf und leiten dieses an eine Bußgeldstelle weiter [BHKW07]. Diese Technologie kann sowohl bei einer Cordonmaut als auch bei einer fahrleistungsbezogenen Maut eingesetzt werden. Derzeit wird eine automatische Kennzeichenerfassung unter anderem bei der Erhebung der Citymaut in Göteborg und Stockholm eingesetzt [Boer18, S. 7; HaRe19: S. 37, 41]. In Österreich kommt ein DSRC-basiertes Abbuchungssystem für die Lkw-Bemautung auf Schnellstraßen zur Anwendung.

Bei der satellitengestützten Mauterhebung erfolgt die Berechnung auf der Basis eines satellitengestützten Navigationssystems (Global Navigation Satellite System, GNSS), beispielsweise GPS oder GALILEO [BHKW07]. Es ist ebenfalls eine OBU zur genauen Positions- und Routenbestimmung notwendig. Aus diesen Daten wird die fällige Mautgebühr berechnet und an einen Zentralrechner gesendet (beispielsweise per Mobilfunk). Die Gebühr wird dann entweder von einem auf der OBU gespeicherten Guthaben abgebucht oder dem Mautpflichtigen in Rechnung gestellt. Mithilfe dieser Technologie können auch Ballungsräume bemautet werden. In Singapur wird das Mautsystem von Mautbrücken auf satellitengestützte On-Board-Units umgestellt.

Toll Collect erhebt die Lkw-Maut in Deutschland mit einer kombinierten Nutzung von Satellitenortungssystemen (GPS), Mobilfunktechnologien (GSM) und Kurzstreckenfunk (Infrarot) [ToCo20]. Die Kosten für den Einbau (circa 250 Euro) und Ausbau der OBU muss der Fahrzeughalter selbst tragen, während die OBU kostenlos zur Verfügung gestellt wird, aber im Eigentum von Toll Collect verbleibt.