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Klimabedingte Auswirkungen auf die Ökonomie

Erstellt am: 25.03.2011 | Stand des Wissens: 30.07.2024
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.
M-Five GmbH Mobility, Futures, Innovation, Economics

Aus ökonomischer Sicht kann der anthropogene Klimawandel als ein externer Effekt und das globale Klima als ein öffentliches Gut bezeichnet werden (vgl. Stern [Ster07c]).

Die Emissionen erhöhen langfristig die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre, sodass ihre Folgen bis weit in die Zukunft zu spüren sein werden. Damit ist der Klimawandel vor allem auch ein intertemporaler externer Effekt: Das heißt, die Folgekosten heutiger Emissionen werden zu großen Teilen von zukünftigen Generationen getragen.

Neben der zeitlichen Dimension fallen auch in räumlicher Hinsicht Hauptverursacher und Hauptbetroffene des Klimawandels auseinander. Zwar werden in allen Staaten Treibhausgase emittiert und überall werden die Folgen des Klimawandels zu spüren sein, aber bisher waren vor allem die Industrieländer die Hauptemittenten von Treibhausgasen. Die Folgen waren hingegen vor allem in den Entwicklungs- und Schwellenländer der südlichen Hemisphäre sowie an den Polen zu spüren.
Um diese räumliche Ungleichheit zu adressieren, werden mit der Klimafinanzierung Entwicklungsländer von Industriestaaten finanziell bei der Adaption (Anpassung), Mitigation (Abschwächung) sowie der Behebung von Schäden und Verlusten unterstützt. [Frah22] Auf der UN-Klimakonferenz 2009 in Kopenhagen wurde erstmalig die Zusage der Industrieländer gegeben, die finanzielle Unterstützung schrittweise bis 2020 auf 100 Milliarden US-Dollar jährlich zu erhöhen. Im Pariser Klimaabkommen von 2015 wurde diese Zusage bestätigt und festgehalten, dass im Zeitraum von 2020 bis 2025 jährlich 100 Milliarden US-Dollar gezahlt werden sollen. [Kowa22] Dieses Ziel wurde nach OECD-Angaben für das Jahr 2022 übertroffen, aber Hilfs- und Entwicklungsorganisationen wie Oxfam kritisieren, dass der Wert aufgrund der Form der Berichterstattung überschätzt werde. [Kowa24]

In Deutschland sind im Zeitraum von 2000 bis 2021 Schäden von mindestens 145 Milliarden Euro durch den Klimawandel entstanden. [BReg23b] Für den Zeitraum bis 2050 kommt eine Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) auf zukünftige Folgekosten im Bereich von 280 bis 900 Milliarden Euro für Deutschland. Die volkswirtschaftlichen Kosten wurden für unterschiedliche Ausprägungen des Klimawandels (schwach, mittel, stark) berechnet und sollen einen Eindruck von den ökonomischen Auswirkungen vermitteln. Sie stellen für die verschiedenen Szenarien allerdings jeweils nur eine Untergrenze dar, weil vor allem immaterielle Schäden des Klimawandels nicht mit in die Betrachtung eingeflossen sind. Dazu gehören beispielsweise Todesfälle, der Verlust von Lebensqualität und der Verlust von Artenvielfalt. Diese Schäden können ökonomisch bislang nur unzureichend erfasst werden und Methoden zur Quantifizierung sind umstritten. Deshalb erwarten die Autoren der Studie, dass die tatsächlichen Gesamtkosten noch deutlich höher ausfallen werden. [BMWK23e] Die folgende Abbildung fasst die verschiedenen materiellen und immateriellen Schäden mit direktem und indirektem Einfluss auf die deutsche Volkswirtschaft zusammen.
Materielle und immaterielle KlimafolgeschädenAbb. 1: Materielle und immaterielle Klimafolgeschäden [BMWK23f] (Grafik zum Vergrößern bitte anklicken)
Weiterhin wird erwartet, dass der Klimawandel weltweit und in Deutschland auch zu strukturellen Veränderungen der Wirtschaft führt, wobei die Wirtschaftsbereiche voraussichtlich in unterschiedlicher Weise betroffen sein werden. Betracht man zum Beispiel den Transportsektor, so kann es zukünftig durch häufigere Niedrigwasserereignisse zu einer geminderten Schiffbarkeit und Verschiebung der Transportkapazitäten der Binnenschifffahrt hin zum Schienen- und Straßenverkehr kommen. Dadurch würden sich wiederum Kosten- und Produktionsstrukturen verändern. [BMWK23e]
Ansprechperson
M-Five GmbH Mobility, Futures, Innovation, Economics
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Klimawandel und Verkehr (Stand des Wissens: 06.12.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?346302
Literatur
[BMWK23e] Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) (Hrsg.) Klimawandel: Milliarden-Schäden zu erwarten, 2023/02
[BMWK23f] Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) (Hrsg.) Klimafolgekosten: Mehr als direkte Schäden, 2023/02
[BReg23b] Bundesregierung (Hrsg.) Die Kosten des Klimawandels, 2023/05/03
[Frah22] Timo Frahm Die Vereinten Nationen und der Klimawandel, 2022/12, ISBN/ISSN 1614-545
[Kowa22] Jan Kowalzig Neue OECD-Zahlen: Industrieländer brechen $100-Milliarden-Versprechen, 2022/08/11
[Kowa24] Jan Kowalzig Klimafinanzierung 2022: Tatsächliche Unterstützung weniger als ein Drittel der gemeldeten 116 Mrd. US-Dollar, 2024/07/13
[Ster07c] Stern, Nicholas The Economics of Climate Change: The Stern Review, Cambridge University Press, Cambridge, 2007
Glossar
Treibhausgase Diese in der Atmosphäre sich befindlichen Gase verhindern, dass langwellige Infrarotstrahlung auf direktem Weg von der Erdoberfläche ins Weltall gelangt. Sie verhalten sich wie Glasscheiben eines Treibhauses und heizen die Atmosphäre auf. Natürliche Treibhausgase:
  • Wasserdampf
  • Kohlendioxid
  • Ozon
  • Methan
  • Stickoxid
Vom Menschen gemachte Treibhausgase:
  • FKW
  • HFKW
  • FCKW
  • SF6
OECD
Die OECD (Organisation for Economic Co-operation and Development) besteht gegenwärtig aus 38 Mitgliedsländern, die hinter Demokratie und Marktwirtschaft stehen.

Aufgrund der aktiven Beziehungen zu 70 weiteren Ländern, nicht staatlichen Organisationen und zur Gesellschaft besitzt die OECD eine globale Reichweite. Die OECD ist durch ihre Publikationen, Statistiken, ökonomischen Arbeitsabdeckungen und makroökonomischen Sozialausgaben, um Ausbildung, Entwicklung, Wissenschaft und Innovationen zu fördern, bekannt.
BMWK
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz erarbeitet Rahmenbedingungen zur Stärkung der Robustheit und Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutschland (bis 12/2013 BMWI, bis 12/2021 BMWi).
Szenarien Ein Szenario ist ein Bild der Zukunft, das sich aus einer bestimmten Kombination von relevanten Einflussfaktoren und Rahmenbedingungen entwickelt. Das grundsätzliche Anliegen von Szenarien besteht darin, verschiedene Handlungsoptionen zu verdeutlichen und ihre Folgewirkungen transparent zu machen.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?345779

Gedruckt am Sonntag, 22. September 2024 01:17:51