Förderung von Kooperationen im maritimen Cluster
Erstellt am: 31.01.2003 | Stand des Wissens: 11.10.2024
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn
Unter dem maritimen Cluster ist eine Anhäufung verschiedenster maritimer Branchen zu verstehen, die durch vertikale und horizontale Beziehungen miteinander verknüpft sind. Die folgende Abbildung zeigt eine mögliche Darstellung des maritimen Clusters in Deutschland.
Der Begriff des Clusters wurde von Michael E. Porter im Rahmen seiner Theorie der Nationalen Wettbewerbsvorteile geprägt. Porter stellte fest, dass die erfolgreichen Branchen eines Landes im Allgemeinen durch vertikale oder horizontale Beziehungen verbunden sind [Port91, S. 97 und S. 172]. Im Umkehrschluss lässt sich nun vermuten, dass durch die intensive Verknüpfung einzelner Branchen eines Landes ein erfolgreiches Cluster gebildet werden kann. Dieser Ansatz hat Politik, Wirtschaft und Forschung dazu veranlasst, die Kooperation von Unternehmen und die Netzwerkbildung zu fördern.
Für den maritimen Sektor Deutschlands bedeutet dies, dass die Kooperation zwischen Seeschifffahrt, Schiffbau und Hafenwirtschaft intensiviert werden muss, um einen erfolgreichen maritimen Cluster zu bilden und damit nationale Wettbewerbsvorteile auf- und auszubauen. Mit der Entwicklung der Offshore-Energieerzeugung kommt ein weiterer Akteur zum maritimen Cluster hinzu. Die Aufgabe der Entwicklung von Kooperationen wird aus Sicht der Politik den Unternehmen zugewiesen. Aufgabe der Bundesregierung sei es, "den Rahmen für einen intensiven Dialog der verschiedenen Akteure zu schaffen, den Vernetzungsprozess aktiv zu begleiten und Kooperationsprojekte zu initiieren." [BMWi17, S. 22].
Seit 2011 besteht die Initiative des Maritimen Clusters Norddeutschland e.V., ein Zusammenschluss in dem sich Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Branchenverbände, Hochschulen und Netzwerke der maritimen Branche in Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein begegnen. Strategische Partnerschaften zu Unternehmen und Forschungseinrichtungen außerhalb des Clusters können bestehen. Im Jahr 2014 sind Bremen und Mecklenburg-Vorpommern dieser Kooperationsplattform beigetreten. Die Themenfelder werden von spezialisierten Fachgruppen behandelt [MCN18].
Die wirtschaftspolitische Begründung von Clusterpolitik in der Wirtschaftsförderungspraxis beruht auf der Annahme, dass Cluster einen sich selbst tragenden und verstärkenden Entwicklungsprozess hervorrufen können, der für die Clusterakteure sowie letztlich auch die Region einen bedeutenden Wettbewerbsvorteil darstellt. "Dabei wird angenommen, dass durch die räumliche Bündelung von Wettbewerbern, Zulieferern und Abnehmern verwandter Branchen die Herausbildung eines spezialisierten Arbeitskräftepools und die Entwicklung clusterspezifischer Infrastrukturen und Dienstleistungen positive externe technologische und monetäre Effekte entstehen, durch die Effizienzvorteile und Innovationspotenziale vergrößert, die Einführung neuer Produkte erleichtert und Zugänge zu Märkten eröffnet werden können" [BWVI09, S. 9]. Dies bedeutet am Beispiel des maritimen Clusters: Verlieren die Seehäfen Anteile am Umschlagsaufkommen, kann dies auch negative Folgen für andere Unternehmen des maritimen Sektors (Schiffbau, Hafenwirtschaft, Zulieferindustrie) haben. Neben den gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen eines Positionsverlustes der deutschen Seehäfen wären für die Küstenländer die Auswirkungen auf die Regionalwirtschaft bedeutsam. Die deutschen Seehäfen sind in den zum Teil strukturschwachen Regionen der Küstenländer wichtige Arbeitgeber. Sie tragen zu nicht unerheblichem Teil zum regionalen Steueraufkommen und zur regionalen Wertschöpfung bei. Der Anteil der Seehafenbeschäftigung an der Gesamtbeschäftigung beträgt in einigen Hafenstandorten 5 bis 20 Prozent. In den norddeutschen Ländern mit einer ohnehin überdurchschnittlich hohen Arbeitslosigkeit hätte ein Arbeitsplatzverlust in den Seehäfen tiefgreifende Wirkungen. Es liegt daher insbesondere im Interesse der deutschen Küstenländer, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Seehäfen zu sichern und auszubauen.
Abbildung 2: Überregionale Verflechtungen der maritimen Wirtschaft in der Metropolregion Hamburg. Die Zahl spiegelt die Anzahl der Verbindungen wieder. (eigene Darstellung nach: [Bran08]) (Grafik zum Vergrößern bitte anklicken).
Die räumliche Verteilung von Betrieben der maritimen Wirtschaft in Norddeutschland weist insbesondere Hamburg als bedeutendstes maritimes Gravitationszentrum in diesem Verbundcluster aus, das weit in die benachbarten Bundesländer Schleswig-Holstein und Niedersachsen hinein wirkt (Abbildung 2). Weitere Kernräume der maritimen Wirtschaft sind das Land Bremen, die Standorte Lübeck und Kiel in Schleswig-Holstein und die Hansestadt Rostock in Mecklenburg-Vorpommern [BrDi09].