Binnenwasserstraßennetz und Infrastrukturpolitik
Erstellt am: 25.11.2004 | Stand des Wissens: 18.10.2024
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
Technische Universität Hamburg, Institut für Verkehrsplanung und Logistik, Prof. Dr.-Ing. H. Flämig
Das Netz der Bundeswasserstraßen hat eine Gesamtlänge von rund 7.300 Kilometern. Es besteht zu 75 Prozent aus Flüssen und zu 25 Prozent aus Kanälen. Weiterhin zählen zu den Bundeswasserstraßen rund 23.000 Quadratkilometer Seewasserstraßen. Zu den Anlagen gehören unter anderem 315 Schleusen, 300 Wehre, zwei Talsperren, drei Schiffshebewerke und rund 1.300 Brücken. Das Hauptnetz mit der höchsten Güterverkehrsdichte von rund 5.100 Kilometer bilden der Rhein (mit seinen Nebenflüssen), die Donau, die Weser und die Elbe sowie die verbindenden Kanalsysteme bis zur Oder und zur Donau. Nord- und Ostsee sind über die insgesamt 757 Kilometer langen Seeschifffahrtsstraßen erreichbar. [WSV13b;BMDV22e]
Die Binnenwasserstraßen des Hauptnetzes besitzen gemäß ihrer Leistungsfähigkeit die Wasserstraßenklasse IV und höher. Die Klassifizierung der europäischen Wasserstraßen richtet sich nach den räumlichen Abmessungen bestimmter Schiffstypen. Damit sind sie aufgrund ihrer Eigenschaften in Bezug auf ihre Befahrbarkeit von Europaschiffen (Länge 85 Meter, Breite 9,5 Meter, Abladetiefe 2,5 Meter; genormte Schiffgröße der Europäischen Union) von großer Bedeutung für den internationalen Güterverkehr. [WSV22]
Das Hauptnetz der Binnenwasserstraßen ist ein wichtiger Bestandteil des Transeuropäischen Verkehrsnetzes (TEN-V) der Europäischen Union (EU). Die Wasserstraßen der EU umfassen rund 37.000 Kilometer an Kanälen und Flüssen in 20 Mitgliedstaaten [EuKo2012]. Sie sind hauptsächlich auf die Bedürfnisse der einzelnen Mitgliedstaaten zugeschnitten und nur zum Teil für neuere, vor allem größere Schiffsmodelle und damit für die Binnenschifffahrt wirtschaftlich nutzbar. Hieraus entstehen Ineffizienzen im Binnenschiffsverkehr zwischen den Mitgliedstaaten, da bestimmte Routenabschnitte aufgrund der unzureichenden Gegebenheiten einiger Flüsse umfahren oder das Transportgewicht und damit die Leistung verringert werden müssen, um die Abladetiefe nicht zu überschreiten. Die EU-Politik zielt im Rahmen des TEN-V daher darauf ab, die Qualität des Verkehrsnetzes und die Interoperabilität der einzelstaatlichen Netze zu fördern. Die Zukunftsvision der Europäischen Kommission für den Verkehr umfasst die Konzipierung eines Kernnetzes zur multimodalen Beförderung von Personen und Gütern. Hierzu heißt es im Weißbuch Verkehr: "Binnenwasserstraßen, deren Potenzial noch nicht voll ausgeschöpft ist, müssen eine größere Rolle erhalten, besonders beim Gütertransport in das Hinterland". [BMDV21b]
Im Mai 2013 einigte sich die Europäische Kommission auf eine Neufassung der TEN-V, die Gegenstand einer neuen Infrastrukturpolitik ist und im Jahr 2021 noch einmal präzisiert und mit einem neuen Finanzierungsplan versehen wurde [EuKom21]. Auch 2023 wurde eine neue Verordnung des TEN-V für bessere und nachhaltige Konnektivität in Europa erlassen [EUCO24]. Zu den TEN-V gehören derzeit allein in Norddeutschland bereits acht Binnenschifffahrtsprojekte. Diese verteilen sich auf drei der insgesamt sechs deutschen Kernnetz-Korridore: den Nord-Ostsee-Korridor, den Skandinavien-Mittelmeer-Korridor und den Korridor Orient-Östliches Mittelmeer. [IHKN20]
Im Mai 2013 einigte sich die Europäische Kommission auf eine Neufassung der TEN-V, die Gegenstand einer neuen Infrastrukturpolitik ist und im Jahr 2021 noch einmal präzisiert und mit einem neuen Finanzierungsplan versehen wurde [EuKom21]. Auch 2023 wurde eine neue Verordnung des TEN-V für bessere und nachhaltige Konnektivität in Europa erlassen [EUCO24]. Zu den TEN-V gehören derzeit allein in Norddeutschland bereits acht Binnenschifffahrtsprojekte. Diese verteilen sich auf drei der insgesamt sechs deutschen Kernnetz-Korridore: den Nord-Ostsee-Korridor, den Skandinavien-Mittelmeer-Korridor und den Korridor Orient-Östliches Mittelmeer. [IHKN20]