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Verkehrssicherheit auf dem Schulweg

Erstellt am: 08.10.2004 | Stand des Wissens: 06.06.2024
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Verkehrssicherheit sowie die Sicherheit vor Kriminalität und Gewalt sind für Eltern von Schulkindern die wichtigsten Aspekte, nach der Verkehrsmittelalternativen für den Schulweg bewertet werden [Krei02].

Verkehrssicherheit: In Abbildung 1 ist die Gesamtzahl der Schulwegunfallquoten (je 1000 Versicherte) nach Einrichtungen im Zeitverlauf von 2004 bis 2020 dargestellt. Die Schulwegunfallrate geht seit 2004 tendenziell zurück. Den höchsten Wert der Schulwegeunfallquoten haben mit Abstand die allgemeinbildenden Schulen, gefolgt von den berufsbildenden Schulen. Die Werte der Hochschulen und Kitas/Tagespflegen mit Abstand am niedrigsten. Der allgemeine Anstieg der Quoten im Jahr 2010 ist durch den schnee- und eisglatten Winter begründet [DGUV11]. Der starke Abfall der Schulwegeunfällequoten in den Jahren 2020 und 2021 kann mit der pandemiebedingten Schließung (COVID-19) der Schulen und vermehrtem Home-Schooling und digitalen Lehrformaten erklärt werden [DGUV20a, S. 9].
Schuelerunfallquoten Schulwegunfaelle 2022 Abb1.jpegAbb. 1: Gesamtzahl der Schulwegunfälle und Schulwegunfallraten 2006-2022 [DGUV23, S. 9]
Die Erhöhung der Verkehrssicherheit mit dem Ziel der Reduzierung der Toten und Verletzten im Straßenverkehr ist eines der zentralen Ziele der Bundesregierung und der Europäischen Union im Bereich des Verkehrs. Für eine erfolgreiche Schulwegsicherung werden definiert [GDV10a]:
  • Verkehrs- und Mobilitätserziehungsmaßnahmen,
  • verkehrsregelnde und bauliche Maßnahmen und
  • Verkehrsüberwachung.
In Abbildung 2 sind die Straßenverkehrsunfälle mit Todesfolge nach Art der Verkehrsbeteiligung der Jahre 1994 bis 2020 dargestellt. Der längerfristige Verlauf tödlicher Pkw-Unfälle ist durch eine Zunahme Anfang und Mitte der 1990er Jahre, einer Stagnation mit großen jährlichen Schwankungen um die Jahrhundertwende, einer deutlichen Abnahme ab 2003 und einem erneuten Ausschlag zwischen 2007 und 2011 gekennzeichnet. Seit 2011 gehen die Unfallzahlen und die Stärke der Schwankungen insbesondere für den Pkw deutlich zurück.
Schuelerunfallquoten Schulwegunfaelle 2022_Abb2.jpegAbb. 2: Straßenverkehrsunfälle mit Todesfolge nach Art der Verkehrsbeteiligung 1996 - 2022 [DGUV23, S. 41]
Abbildung 2 ist zu entnehmen, dass die meisten tödlichen Straßenverkehrsunfälle fast durchweg für das Verkehrsmittel Pkw zu verzeichnen sind. Lediglich zwischen den Jahren 2018 und 2020 kam es zu einem kurzfristigen Anstieg der tödlichen Unfälle mit dem Verkehrsmittel Fahrrad. Im Jahr 2022 folgt nachgeordnet die Zahl der tödlich verunglückten Fußgängerinnen und Fußgänger. Die wenigsten bis keine Straßenverkehrsunfälle mit Todesfolge sind 2022 bei für das Verkehrsmittel Schulbus/ÖPNV festzustellen.

Durch den hohen Anteil an Hol- und Bringverkehr steigt das Verkehrsaufkommen v. a. im direkten Umfeld von Schulen zu Schulanfangszeiten stark an, sodass das Schulumfeld noch unsicherer wird und noch mehr Eltern die Kinder mit dem Auto bringen [Krei02, S. 17 ff.]. Eine Möglichkeit zur Aufhebung dieses Kreislaufes ist die Umsetzung von Mobilitätsmanagement und Verkehrserziehung an Schulen. Dadurch, dass mit mehreren Maßnahmen ein Einfluss auf das Verkehrsgeschehen im Schulumfeld genommen wird, kann der Anteil der Bringdienste verringert werden und hierdurch u. a. die Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmer, die nicht mit dem Pkw zur Schule kommen, erhöht werden.

Sicherheit vor Kriminalität und Gewalt auf dem Schulweg

Im Jahr 2022 wurden insgesamt 780.012 meldepflichtige, also ärztlich behandelte oder tödliche, Schülerunfälle an allgemeinbildenden Schulen ereignet, davon waren 6,9% gewaltbedingt. Von diesen gemeldeten gewaltbedingten Schülerunfällen ereigneten sich 6,2% (3345 Unfälle) auf dem Weg zwischen der Einrichtung und dem Zuhause. [DGUV20b, S. 5]
Zur Reduzierung der Kriminalität und Gewalt auf dem Schulweg wird vor allem auf die Bildung von Schülergruppen oder auf Begleitpersonen gesetzt. Durch eine Organisation von Gruppen zu Fuß gehender oder Rad fahrender Kinder, z. T. mit elterlicher Begleitung, wird das Potenzial an Belästigungen reduziert. In öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bus und Bahn wird der Einsatz von Begleitpersonen gefördert [STakt10]. Diese agieren entweder ehrenamtlich oder werden als Sicherheitspersonal durch den jeweiligen Verkehrsbetrieb gestellt.
Ansprechperson
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Mobilitätsmanagement an Schulen (Stand des Wissens: 23.05.2024)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?112731
Literatur
[DGUV11] Dima, E., Lipka, B., Scherer, K. Schülerunfallgeschehen 2010, München, 2011/12
[DGUV20a] Statistik Schülerunfallgeschehen 2020, 2020
[DGUV20b] Gewaltbedingte Unfälle in der Schüler-Unfallversicherung 2022, 2023/09
[DGUV23] Statistik Schülerunfallgeschehen 2022, 2023/08
[GDV10a] k.A. Planerheft Schulwegsicherung, 2010, ISBN/ISSN ISSN 0724-3685
[Krei02] Kreipl, Alexander Mobikids - Endbericht, München, 2002
[STakt10] k.A. DB Schülerbegleiter, veröffentlicht in S-Takt, Ausgabe/Auflage Juli/August 2010, Mayer und Söhne Druck und Mediengruppe GmbH / Aichach, 2010
Glossar
Öffentlicher Personennahverkehr
Der öffentliche Personennahverkehr ist juristisch im Personenbeförderungsgesetz (PBefG) definiert. Laut Paragraf 8, Absatz 1 und 2 umfasst der ÖPNV "die allgemein zugängliche Beförderung von Personen mit Straßenbahnen, Obussen und Kraftfahrzeugen im Linienverkehr, die überwiegend dazu bestimmt sind, die Verkehrsnachfrage im Stadt-, Vorort- oder Regionalverkehr zu befriedigen". Taxen oder Mietwagen können dieses Angebot ersetzten, ergänzen oder verdichten.
Der Begriff ÖPNV bezieht sich in der Regel auf Strecken mit einer gesamten Reiseweite von weniger als 50 Kilometern oder einer gesamten Reisezeit von weniger als einer Stunde. Das in einer Stadt oder Region erforderliche Nahverkehrsangebot und dessen Eignung hinsichtlich Nachhaltigkeit und Klimaschutz wird in einem Nahverkehrsplan definiert und festgehalten.
Verkehrsaufkommen Das Verkehrsaufkommen beschreibt die Anzahl der zurückgelegten Wege, beförderten Personen oder Güter pro Zeiteinheit. Im Unterschied dazu bezieht sich das spezifische Verkehrsaufkommen auf zurückgelegte Wege und beschreibt die mittlere Anzahl der Ortsveränderungen pro Person und Zeiteinheit.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?113022

Gedruckt am Samstag, 21. September 2024 16:19:32